September – Rujan

Ultrakurzzusammenfassung

Touristen sind weg.

Kurzzusammenfassung

Die Touristen sind abgereist. Die Insel ist leer geworden. Die Mücken sind verschwunden. Die Zikaden haben ihren schrillen Gesang eingestellt. Die Feigen sind getrocknet. Die Tage sind kürzer geworden. Die Wandernden sind zurückgekehrt. Die Schule hat wieder begonnen. Das Zusammenleben mit der kroatischen Frau ist schwierig geworden.Der Schreiner-Zivi hat seine Dienstzeit abgeschlossen. Der Jugendliche ist ein tüchtiger Barbinja-Gänger geworden. Die Katze Lulu ist verschwunden. Die Katze Lulu Dva ist bei uns eingezogen. Und wir, wir sind geblieben. Uns, mir und meiner Familie, geht es gut.

Längere Zusammenfassung

Allgemeine Neuigkeiten

Man konnte das Ende der Touristensaison förmlich fühlen. Von einem Tag auf den anderen war die Insel wie leer gefegt. Plötzlich war Ruhe im Dorf unten. Plötzlich konnte man die ruhige Mittagszeit wieder voll und ganz geniessen. Man sagt auch, der Monat September sei die beste Zeit zum Verbringen von Ferien auf der Insel, weil das Wetter immer noch schön ist und das Meer immer noch warm.

Anfangs Monat mussten wir leider Abschied nehmen vom Schreiner-Zivi, der seine Dienstzeit zu Ende gebracht hatte. Ich hatte es sehr gut mit ihm und darum finde ich es schade, dass er schon gegangen ist. Wir alle vermissen ihn.

Im September wurden noch die restlichen jungen Ziegen geschlachtet. Diesmal durfte ich einmal beim Schlachten dabei sein und dem Metzger beim Ausnehmen des Tieres zu schauen und behilflich sein. Mit der Haut der Ziegen startete ich einen dritten Gerbversuch.

Wanderung

Die Wandernden sind zufrieden und sehr müde von ihrer Wanderung zurückgekehrt. Auf ihrer Wanderung durch Ungarn gingen sie teilweise dem Fluss „Zala“ entlang bis zum Balatonsee, wo sie zum Schluss bei einer Familie ankamen, welche die Leiterin von Maslinova Gora gut kennen. Nach dem Balatonsee gingen die Wandernden nach Budapest, um von dort aus mit dem Kanu noch einige Tage auf der Donau südwärts zu fahren … Ich bin froh, ist meine Partnerin unversehrt zurückgekommen und dass ich nun nicht mehr alleine bin.

Ein Blick auf Budapest

Ein Blick auf Budapest

Besuche

In den letzten Wochen haben wir und andere Leute von „Maslinova Gora“ viel Besuch erhalten. So viel, dass ich nicht alle aufzählen werde. Lustigerweise kannten wir viele der Leute, die vorbeischauten. Wir mussten immer wieder feststellen, wie klein doch die Welt (oder ist es nur Bern?) doch ist. Ein paar Besuchenden hatte ich besonders Freude:

  • Bevor wir nach Kroatien abgereist sind, teilten uns unsere Nachbarn mit, dass sie uns wahrscheinlich nicht besuchen kommen können. Mit Freude erfuhren wir Ende August, dass sie doch noch einige Tage bei uns vorbeischauen werden. So verweilten die Patin meiner älteren Tochter, ihr dreijähriger Junge und ihr Freund einige Tage bei uns. Wir haben uns extra frei genommen für die Zeit, welche wir sehr genossen. Es war sehr schön, wieder einmal nachbarschaftlichen Klatsch und Tratsch auszutauschen. Für meine Töchter war ihr „berndeutscher“ Spielkamerad auch super.
  • Später im Monat September ist noch der Pate von meiner jüngeren Tochter mit, mein Cousin, mit seiner Freundin vorbeigekommen. Gleichzeitig waren auch der Bruder meiner Partnerin und seine Freundin zu Besuch. Alle vier zelteten beim René-Haus im Garten. Es sah fast ein bisschen aus wie auf einem Zeltplatz … Mit ihnen machten wir einen wunderschönen Sonntagsausflug auf die „Ferieninsel“, die fast bei der südlichen Spitze von Iž liegt und etwa gleich gross wie Rutnjak ist.
  • Eine Woche kamen noch die Leute aus Ungarn zu uns, welche die Wandernden vorher in Ungarn besucht hatten. Die Familie, eine hochschwangere Mutter, ein Vater und drei wilde Jungs, sind einige Tage bei uns geblieben. Der Jugendliche und ich organisierten zu diesem Anlass eine wilde Schatzsuche auf der ganzen Insel mit den Jungs.
Zeltplatz im Garten

Zeltplatz im Garten

Schule

Auch die Schule für den Jugendlichen hat wieder begonnen. Ich unterrichte ihm jetzt die Fächer Deutsch, Französisch, Englisch und das Fach namens „???“, in welchem wir jeweils drei Lektionen etwas zu einem bestimmten Thema machen, das der Jugendliche selbst ausgewählt hat. Mathematik hat der Umwelt-Zivi übernommen. Dazu kommt das Fach EoT, was so viel heisst wie „Epochen oder Themen“ (Wir konnten und wollten uns nicht auf einen Namen einigen …), in welchem der Jugendliche momentan ein Reisebericht der Ungarn-Wanderung auf dem Computer erstellt. Daneben führte die Leiterin der Gemeinschaft das gemeinsame Singen wieder ein. Momentan singen wir alle zusammen jeden Dienstagmorgen kroatische Lieder, englische Lieder, indianische Lieder und andere Lieder. Der Jugendliche hatte zu Beginn sehr, sehr Mühe beim Singen mitzumachen, aber inzwischen hilft sogar er mit. Vielleicht waren es die Lieder von Mani Matter, die ihn überzeugten?

Barbinja

Auf der Barbinja hat der zweite Frühling begonnen. Weil es hier in dieser Region so warm ist, können jeweils zwei Mal im Jahr Samen gesteckt und Pflanzen gesetzt werden. Der Garten gibt momentan viel zu tun. Im Haus wurde, noch vom Schreiner-Zivi, die erste Tür eingesetzt. Neben dem Haus hat der Umwelt-Zivi eine neue Zisterne begonnen, was momentan nicht viel mehr bedeutet als „Ein-Loch-in-den-Felsen-Hacken“. Meine Partnerin hat mit der Planung und mit dem Bauen weiterer Türen begonnen.

Interessanterweise hat sich der Jugendliche zu einem Barbinja-Gänger gemausert. Früher konnte man ihn nur mit Mühe und viel Überredungskunst dazu überzeugen, mitzukommen auf die Barbinja. Selbstverständlich ist der Barbinja-Tag am Montag Pflichtprogramm, und jetzt, in den letzten paar Wochen, ist der Jugendliche tatsächlich freiwillig jeweils von Freitagabend bis Dienstagmorgen auf die Barbinja gegangen, um dort die Ziegen zu machen. Das ist bewundernswert. Anscheinend beginnt er langsam, die Schönheit der Barbinja zu schätzen.

Übrigens wurde mit dem zweiten Frühling auch die Grillsaison eröffnet. Jetzt, nachdem es einige Male geregnet und gewittert hatte, darf man wieder Feuer machen. Jetzt gibt es montags auf der Barbinja wieder leckere „Ciabatti“ (Pizza artige Teigtaschen gefüllt mit Käse, Tomaten, Olivenöl, Zwiebeln, Knoblauch und derlei) auf glühender Kohle. Mmmh, fein …

Lulu(s)

Die kleine Katze Lulu lebte leider nicht lange bei uns. Nach etwa zwei Wochen ist sie spurlos verschwunden. Ich befürchte, sie wurde vom „Tarabuš“ gefressen, einem riesigen Uhu, die gemäss Angaben der Leute hier nur auf den kroatischen Inseln lebt und regelmässig kleine Kinder (von Katzen) frisst. Mit riesig meine ich eine Spannweite von etwa drei Meter und einer Höhe von einem Meter und mehr. Die Vögel sieht man nur selten und am besten bei Dämmerung am Morgen oder am Abend. Ich hatte das Glück, dass mich einmal einer sehr früh am Morgen mit seinem „Geuhuhe“ gleich neben unserem Haus weckte. Ich schaute zum Fenster hinaus und sah ihn gleich weg fliegen … Das war eindrücklich.

Item, die kleine (erste) Katze Lulu ist verschwunden und nicht wieder aufgetaucht. Doch dafür haben wir jetzt eine neue (zweite) kleine Katze. Sie heisst Lulu Dva. Die neue Katze sieht ähnlich aus wie die erste Lulu, nur dass sie einen robusteren Eindruck macht und älter ist. Offenbar hat sie auch schon nähere Bekanntschaft mit dem Riesenuhu gemacht, wie zu vermuten ist, wenn man ihre Narben am Bauch betrachtet, die sehr gut von Krallen stammen könnten. Lulu Dva hat dummerweise die Angewohnheit, Menschen nach zu laufen. Bis jetzt habe ich sie schon zwei Mal unten im Dorf irgendwo aufgelesen und wieder nachhause getragen. Das letzte Mal war sie bei der Kirche auf dem Baum und miaute jämmerlich, weil sie nicht mehr herunterkam. Ich habe gerne eine Hauskatze um mich und ich denke, auch meinen zwei Töchtern gefällt es, ein „Buseli“ im Haus zu haben.

Lulu Dva

Lulu Dva