Wetterumschwung

Vor etwa vier Wochen ist eine neue Jugendliche zu uns gekommen. Sie ist etwa gleich alt wie der Jugendliche, der bereits bei uns weilt. In den ersten Tagen hatte sie viel Zeit, erst einmal anzukommen, die Insel und die Gemeinschaft kennen zu lernen. Etliche Stunden verbrachte sie mit der Leiterin von „Maslinova Gora“ auf der Barbinja bei den Ziegen und im Garten. Auch sie werde ich zukünftig unterrichten.

Mit ihr zusammen sind auch René und sein Sohn angereist. Daneben sind noch einige weitere Leute auf die Insel gekommen, um die letzten Atemzüge des Sommers zu geniessen. Unter anderem besuchte uns die ehemalige Jugendliche, welche im Juli von der Insel in die Schweiz zurückkehrte, in ihren Herbstferien. Meine zwei Töchterchen hatten eine Riesenfreude an ihrem Besuch. Unabhängig von der Gemeinschaft lebten während etwas mehr als einer Woche zwei lustige Berlinerinnen bei uns. Regelmässig versuchten sie mit den Kleinen „Schweizerdeutsch“ zu sprechen, was aber eher komisch als richtig tönte … (Achtung kompliziert! Die Berlinerinnen waren die Tochter der Freundin der Frau von René mit ihrer Freundin zusammen.)

In der ersten Oktoberwoche war das Wetter noch richtig sommerlich. Meine beiden Töchterchen rannten noch regelmässig den ganzen Tag „fudiblutt“ herum, ohne wirklich kalt zu haben. Wir gingen noch regelmässig ins Meer baden und wir wurden immer noch von Mücken gestochen, obwohl ich eigentlich das Gefühl hatte, dass es keine Mücken mehr gäbe. Offenbar wurde noch eine Spätsommer-Mückengeneration aktiv.

Und vor etwa vier Wochen habe ich endlich, endlich die selbst gegerbte Ziegenhaut aus der Gerblösung genommen und getrocknet. Das Leder ist gut gekommen, aber mehr dazu später.

Vor etwa drei Wochen änderte plötzlich das Wetter. Plötzlich wurde es kalt. Plötzlich fiel die Temperatur um fast zehn Grad. Zum Glück hatte der Umwelt-Zivi so viel Holz gehackt, so konnten wir in den Häusern unten zum ersten Mal die Räume mit den Holzöfen beheizen. Die Leiterin von „Maslinova Gora“ sagte uns, dass sie noch nie vor Ende November geheizt hätte, doch jetzt sei es doch sehr kalt. Ende Woche mussten wir auch im René-Haus den Holzofen aus dem Keller holen und in die Stube stellen. Ganz wie bei uns zuhause in Bern müssen wir jetzt regelmässig ein Feuerchen machen, damit wir genug warm haben.

Beim René-Haus haben wir auch noch die Zisterne abgehängt. Weil wir die Zisterne noch von uns geputzt werden soll vor Ende Jahr, dürfen wir jetzt kein Wasser mehr sammeln. In dieser Woche regnete es sehr viel und stark. Hier ist es übrigens normal, wenn die Fenster rinnen, so wie das Küchenfenster und die Balkontür unserer aktuellen Bleibe. Für die Leute hier in Iž ist es normal, wenn bei starkem Regen die Fellladen zum Schutz vor den Wassermengen geschlossen werden. In der Schweiz wäre das wohl undenkbar.

Ich habe eine neue Brille. Dummerweise ist die alte Brille in Brüche gegangen, obwohl sie aus Titanium war und somit sehr flexibel. Ich durfte wieder einmal aufs Festland nach Zadar fahren, um mir eine neue Brille zu kaufen. Ich wollte wie vorher eine Brille mit einem flexiblen Titangestell, weil diese meiner Meinung nach einfach robuster und stabiler sind und darum auch eine längere Lebensdauer haben. In Zadar gibt es viele Optiker- und Brillengeschäfte, aber praktisch keines hatte die von mir gewünschten Gestelle aus Titan im Angebot. Als ich die Frau im (endlich) richtigen Brillengeschäft auf Kroatisch begrüsst hatte und meine Wünsche in knappen kroatischen Worten formuliert hatte, sprach die gute Frau nur noch Kroatisch mit mir, obwohl sie merkte, dass ich die Sprache nicht so gut beherrschte. Sie erklärte mir später auf Englisch, dass ich die Sprache nur so schnell lernen würde … Die Brillen sind übrigens etwa gleich teuer wie in der Schweiz.

Meine neue Brille und meine alte, kaputte Brille

Meine neue Brille und meine alte, kaputte Brille

Vor etwa zwei Wochen mussten wir nach Zagreb auf die Schweizer Botschaft, weil die Identitätskarte meiner älteren Tochter abgelaufen ist. Darum unternahmen wir übers Wochenende einen Familienausflug nach Zagreb. Von Zadar aus gehen täglich mehrere Autobusse direkt nach Zagreb, die Fahrt dauert etwa drei bis vier Stunden. Gut vorbereitet mit „Güetzi“, Kinderbüchern und Fotos zum Betrachten reisten wir also los. In Zagreb angekommen, suchten wir zuerst einmal eine möglichst günstige Übernachtungsgelegenheit, was nicht offenbar keine einfache Aufgabe ist. Leider mussten wir feststellen, dass Übernachtungen in Zagreb überall teuer sind und dass die meisten eher für „reichere“ Touristen und Gäste ausgelegt sind. Schliesslich landeten wir bei „Henrik“, einem, der Zimmer vermietet und zogen für zwei Nächte in ein kleines Zimmerchen in einem abbruchreifen Blockhaus ganz in der Nähe vom Zentrum der Stadt. Die Nächte auf dem 140 Zentimeter breiten Bett zu viert kostete uns ungefähr 180.- CHF. Das Gerangel auf dem Bett war zwar lustig, aber ich kam kaum zum Schlafen. Meine Füsse schauten über den Rand hinaus, und wenn ich mich drehte, drohte ich meine kleine Tochter zu erdrücken. In Zagreb selbst mussten wir uns in den ersten Stunden zuerst einmal an die uns ja eigentlich bekannte Stadtluft gewöhnen. Mir kam im ersten Moment alles sehr hektisch und geschäftig vor. In den zwei Tagen, die wir in Zagreb verbrachten, gingen wir häufig auswärts essen und Kaffee trinken. Unsere beiden Töchterchen waren ganz stolz, durften sie so viel mit uns in den „Ausgang gehen“. Einmal gingen wir sogar in ein richtiges Hänsel-und-Gretel-Haus, in welchem es unzählige Kuchen zum Essen gab. Gerne hätte ich noch das Nachtleben von Zagreb ein bisschen näher kennen gelernt, aber mit Familie zusammen ist das schwierig. Der Termin am Montag auf der Botschaft zog sich ziemlich in die Länge, weil wir drei Mal (!) unterschiedliche Foto-Geschäfte aufsuchen mussten, bis wir ein geeignetes Passfoto von meiner älteren Tochter hatten. Einmal wurde zu viel Rand vom Foto abgeschnitten, das zweite Mal funktionierte die schon etwas in die Jahre geratene Polaroid-Kamera des Fotografen nicht richtig und erst das dritte Mal kamen die Bilder gut heraus. Spät am Abend, ganz ausgelaugt von unserem Städte-Trip, kamen wir dann müde wieder in Veli Iž an. Zum Glück hatte sich mittlerweile das Wetter wieder ein bisschen gebessert. Die Sonne zeigte sich in den folgenden Tagen wieder häufiger.

In der Nacht beim Theater (?) von Zagreb auf dem Weg zu unserem Zimmer

In der Nacht beim Theater (?) von Zagreb auf dem Weg zu unserem Zimmer

Vor etwa zwei Wochen habe ich übrigens auch die erste (kroatische!) Mandarine dieses Jahres gegessen. Früher habe ich die erste Mandarine im Jahr nicht vor dem „Samichlous“-Tag gegessen, aber wenn es hier schon Mandarinen aus dem Land (Kroatien) selbst gibt, dann halte ich mich nicht zurück, denn die Mandarinen gehören zu meinen Lieblingsfrüchten.

Vor etwa einer Woche haben wir die ersten Oliven abgelesen. Langsam, aber sicher, muss mit dem Ablesen der Oliven begonnen werden. Vor etwa einer Woche haben wir in einem ersten Durchgang die reifsten Früchte auf der Barbinja abgelesen. Die Olivenernte wird wohl in den kommenden Wochen unsere Hauptbeschäftigung sein. Das heisst für mich (und auch für die Jugendlichen), dass wir viel weniger drinnen Schule haben werden und viel mehr draussen in den Olivenhainen arbeiten werden. Ich freue mich darauf, wieder vermehrt etwas Praktsiches zu arbeiten und weniger zu unterrichten …

Die ersten Oliven werden abgelesen.

Die ersten Oliven werden abgelesen.

Vor etwa einer Woche ist Lulu wieder aufgetaucht. Sie war irgendwo auf der Insel am Herumstreunen und jetzt ist sie ganz müde und schlapp. Sie schläft fast nur den ganzen Tag. Die Kinder und (auch ich) sind aber froh, ist sie zurückgekehrt.