Die erste Woche
Eine Woche befinden wir uns bereits auf der Insel. Wir sind zwar (physisch) gut angekommen, doch so richtig da sind wir noch nicht, habe ich das Gefühl. Wir haben zwar alles ausgepackt und uns einigermassen eingerichtet, aber „anklimatisiert“ (im wahrsten Sinne des Wortes) sind wir noch nicht. Wir müssen uns noch an die hiesige Luft (salzig), das hiesige Wetter (sonnig), die Leute von hier (kroatisch) und an den hier erhältlichen Kaffeee (bitter) gewöhnen…
Momentan sind hier gerade sehr viele Leute auf der Insel anwesend, weil einerseits Ostern (Ferienzeit) war und weil andererseits gerade eine pädagogische Tagung zum Thema „Existenzanalyse nach Viktor Frankl“ stattfindet. (Tönt doch interessant, nicht?) Die Menschen hier haben uns, soweit ich das beurteilen kann, gut aufgenommen, wir sind quasi schon Teil der Gemeinschaft. Neben zwei noch tätigen Zivis (ein Bootsbauer und ein Architekt), die bald abreisen werden, sind da noch die Leiterin von „Maslinova Gora“ und ihr Bruder „René“, ein Jugendlicher (eine zweite Jugendliche wird noch folgen), eine kroatische Frau mit ihrem dreijährigen Sohn „Kael“ und viele, viele Gäste. Der kleine Kael und unsere zwei Töchter verstehen sich trotz unterschiedlicher Sprache prächtig, denn zum Streiten um Spielsachen genügt nonverbale Kommunikation.
Wir wohnen nicht im Dorfkern, wo sich die zwei Haupthäuser befinden, sondern etwa fünf Minuten weiter entfernt oben auf dem Hügel im Haus von René. Er ist so freundlich und überlässt uns sein Ferienhaus das nächste halbe Jahr. Das Haus bietet eine winzige kleine Küche, eine Stube und ein geräumiger Dachstock, in welchem wir momentan schlafen. So weit, so gut. Einzig den Umgang mit dem Wasser müssen wir noch lernen. In der Schweiz gibt es Wasser im Überfluss, hier hingegen ist Wasser kostbares Gut und muss überall gespart werden. Wasser gibt es nur kalt (der Boiler scheint irgendwie defektzu sein) und nur aus der Haus-Zisterne, die zwar momentan noch voll ist, aber sich ohne Regen sehr schnell entleeren kann. Trinkwasser müssen wir von unten in Fünfliterkanistern hochschleppen. Das alles ist aber gar nichts gegen unseren kostenlosen Breitbild-Fernseher, wie René erklärt:
„Wenn sich die Jugendlichen unten über den fehlenden Fernseher aufregen, lade ich sie zu mir ein und erzähle ihnen, dass ich ein Breitbildfernseher hätte, gratis und in besten Farben. Ich führe ihnen dann jeweils den Ausblick von meinem Balkon vor und sage ihnen dann: ‚Schaut hier!‘ – Von hier aus siehst du wirklich alles!“
Er hat Recht. Schau hier:
