Freitag

Morgen
Der Morgen beginnt wie üblich mit einer Lektion Sport. In der dritten und vierten Lektion hätte ich eigentlich Mathematik und Französisch mit dem Mädchen, aber ich muss heute erneut die Ziegen machen, weil die Leiterin von „Maslinova Gora“ wiederum abwesend ist. Sie ist wieder in Zadar beim Zahnarzt. Ihre Jahrzehnt-Zahnbehandlung wird wohl bald, voraussichtlich nach zwei weiteren Besuchen, endlich abgeschlossen sein. Die Ziegen erledigen wir im Eilzugtempo. Der Jugendliche und ich melken und füttern die Ziegen, während der Bekannte der Leiterin Gras schneidet. Von elf Uhr bis zwölf Uhr habe ich noch eine Stunde Informatik mit der Jugendlichen. Glücklicherweise habe ich mein eigener Computer und hat sie einen eigenen Computer (beides MacBooks …), denn der Computer von Maslinova Gora ist in Computerzeit gemessen etwa dreihundert Jahre alt (Für technisch Interessierte: Erste Ausgabe von Windows 98 auf einer 180 Mhz CPU mit 16 MB Ram und so weiter …). Der Computer wird aber immer noch für Büro-Arbeit und gelegentliches Versenden von Mails benutzt.

Mittag
Heute komme ich kaum dazu, eine Mittagspause zu machen. Gleich nach dem Essen muss ich abwaschen und gleich nach dem Abwaschen beginnt wieder die Schule.

Nachmittag
Der Jugendlichen hat eigentlich ausser Mathematik noch keine Schule, weil er einerseits noch keine Schule will und weil andererseits auch noch nicht klar ist, mit welchem Material er welche Stufe genau erarbeiten soll. Etwa in zwei Wochen wird ihm seine Mutter viel Schulzeug bringen, dann werden wir hoffentlich „richtig“ mit Schule beginnen können. Jedenfalls hat er am Freitagnachmittag drei Lektionen mit mir, die „Die drei Fragezeichen“ heissen, also „???“. Wir haben jeweils etwa drei Stunden Zeit, ein beliebiges Thema zu erarbeiten (oder jedenfalls anzuschneiden), das den Jugendlichen interessiert. Der Jugendliche hat leider ein bisschen Mühe, sich längere Zeit auf ein klar definiertes Thema zu konzentrieren, darum bleibt die Erarbeitung der Themen meistens ziemlich oberflächlich. Jedenfalls heute ging es um die Zukunft (im Allgemeinen, um die Zukunft des Jugendlichen und um Zukunftsängste). Wir haben viel und lange miteinander gesprochen und ich denke, langsam beginne ich sein Vertrauen zu gewinnen … Die Wahl der Themen für die ???-Stunden geschieht folgendermassen: Der Jugendliche hat ein Glas mit ganz vielen Losen drin, auf welchen eine kurze Beschreibung des Themas steht, so kann der Jugendliche selbst ein Los anfertigen, falls ihm etwas in den Sinn kommt, über das er mehr erfahren möchte. Die Themen müssen aber von mir abgesegnet werden, bevor sie in den Pott kommen. Ich will zum Beispiel auf keinen Fall „Filmnachmittag; Kriegsfilme schauen“. Wir hatten bereits die Themen „Die Geschichte von Kroatien“, „Tipps und Tricks eines Detektivs“ und heute „Zukunft“. Im Pott sind auch noch ein paar Joker, bei welchem ich (der Herr Lehrer) das Thema bestimmen darf.

Abend
Nach dem Nachtessen gibt es die wöchentliche Sitzung. Heute bin ich an der Reihe, letztes Mal war meine Partnerin an der Sitzung. Die vergangene Woche haben wir meiner Meinung nach viel geleistet:

  • Die Zisterne fertig verputzt auf der Barbinja
  • Den Hühnerstall für die Kücken fertig gebaut
  • Viel Schule gehabt
  • Mit dem Heuen (Anstrengend!) begonnen
  • Das Atelier des Bekannten der Leiterin eingerichtet
  • Viel gepflanzt auf der Barbinja
  • Der Holzboden des Barbinja-Hauses für das Ölen vorbereitet

In der nächsten Woche stehen hauptsächlich folgende Arbeiten im Vordergrund:

  • Ölen des Holzbodens des Barbinja-Hauses
  • Flicken des Bootmotors
  • Planen von Türen
  • Schule
  • Atelier einrichten

Die Zeit hier ist anstrengend und durch den Tag teilweise auch sehr mühsam (nörgelnde Jugendliche, brennende Sonne, harte Arbeit), doch am Abend falle ich meistens zwar müde, aber sehr zufrieden ins Bett. Auch die Zeit auf dem Balkon oder auf der Dachterasse in der Abendkühle mit den anderen zusammen ist sehr schön. Ich freue mich auf nächste Woche.


Comments are closed.