Mai 14 2009

Donnerstag

Aufstehen (später als sonst). Zum Fenster hinaus schauen. Kinder hören. Kinder zur Partnerin ins Bett legen. Auf Barbinja joggen. Rennen. Schwitzen und geniessen. Den Ziegen einen guten Morgen wünschen. Milchkessel suchen. Milchkessel finden. Ins Ziegengehege gehen. Puppeli 1 zu mir rufen. Puppeli 1 melken. Dem Puppeli 1 danken. Milch in Flasche giessen. Puppeli 2 zu mir rufen. Puppeli 2 melken. Puppeli 2 danken mit Streicheleinheiten. Milch in Flasche giessen. Esel Paula wegscheuchen. Katze Turba wegscheuchen. Henne wegscheuchen. Blüemli rufen. Blüemli melken. Blüemli danken. Glöggli rufen. Glöggli melken. Glöggli danken. Den Ziegen Seile an den Hals binden. Ziegen einzeln und zu zweit nach draussen führen. Ziegen in der Makija an Steine binden. Auf Olivenbäume aufpassen. Esel Paula mitnehmen. Junge Ziegen ins Gehege lassen. Geschnittene Büsche ins Gehege werfen. Vier Liter Ziegenmilch filtern. Kaffee machen. Milch abkochen. Beim Kochen entstandene „Häutchen“ der Katze zum Fressen geben. Kaffee geniessen. Geo-Artikel über Staub und Sauberkeit lesen. Geo-Artikel über Rehabilitationszentrum von muslimischen Terroristen lesen. Sonne geniessen. Auf die Uhr schauen. Erschrecken. Junge Ziegen in Stall scheuchen. Zu den angebundenen Ziegen gehen. Ziegen mit Fotoapparat porträtieren. Ziegen losbinden und ins Gehege zurückführen. Kücken fotografieren. Katze fotografieren. Esel fotografieren. Zurück gehen. Auf Entschuldigung des Jugendlichen warten wegen gestern. Vergeblich warten. Mit Partnerin wegen Mittagessen stürmen. Mit Mittagessen machen beginnen. Partnerin das Mittagessen übergeben. Mit Schreiner-Zivi und Kindern nach vorne ans Ufer gehen. Dem Schreiner-Zivi beim „Kiten“ beobachten. Den Kite (grosser, lenkbarer Drachen) selbst steuern. Kite fast nicht halten können. Kite in einen Baum stürzen lassen. Die Mittagsglocke in der Ferne hören. Kinder und Kegel einpacken. Zum Haus zurücklaufen. Auf andere warten. Auf Entschuldigung des Jungen warten. Vergeblich warten. Essen. Schwatzen. Essen. Mit Kindern Einkaufen gehen. Dringend nötige Windeln einpacken. Leeres Portemonnaie bemerken. Zurückkehren. Geld verlangen. Wieder einkaufen gehen. Mit den Kindern zum René-Haus laufen. Kinder schlafen legen. Auf die Jugendliche warten. Deutsch-Lektion im Kopf durchgehen. Jugendliche begrüssen. Kaffee aufsetzen. Jugendliche anhören. Deutsch-Lektion ohne gemachten Aufgaben machen. Gesuch der Jugendliche für Aufnahme in Schule durchlesen. Gesuch mit Jugendlicher Schritt für Schritt auf Rechtschreibefehler überprüfen (Harte Normen!). Erneut Aufgaben geben. Kinder langsam wieder wecken. Mit den Kindern langsam wieder nach unten gehen. Den Jugendlichen abfangen. Den Jugendlichen nach einer Entschuldigung fragen. Entschuldigung anhören. Entschuldigung nach Rückfragen annehmen. Einkaufen gehen. Nachtessen vorbereiten. Nachtessen machen. Nachtessen essen. Kinder zum Essen überzeugen. Schwatzen. Zum René-HAus gehen. Tochter zum Weiterlaufen motivieren. Schlafen und schlafen.


Mai 14 2009

Mittwoch

Morgen

Nach dem Joggen, nach dem Schwimmen und nach dem Morgenessen unten im Dorf beginne ich die Sportlektion mit den zwei Jugendlichen. Heute ist die Leiterin nicht anwesend, da sie am Morgen früh das Schiff nach Zadar genommen hatte. Sie ist beim Zahnarzt, der übrigens hier (sehr) viel billiger ist als in der Schweiz.

Der Jugendliche macht nur schlecht mit und klagt über starken Heuschnupfen … Ich bin mir nicht ganz sicher, wie viel ich ihm glauben kann. Jedenfalls macht er nur halbwegs richtig mit und nur mit geschlossenen Augen („Es brennt!“). Ich beschliesse, dass er trotz geschlossenen Augen richtig mitmachen soll und fordere ihn mehrmals zur korrekten Nachahmung der Übungen auf. Das ist ihm zu viel und er beschimpft mich mit einigen unschönen Worten, die ich nicht wiedergeben werde. Ich verlange eine Entschuldigung, die aber nicht kommt, darum breche ich selbstverständlich die Lektion sofort ab und schicke ihn in sein Zimmer und erkläre ihm, dass er erst wieder etwas von mir erwarten kann, wenn er sich entschuldigt hätte.

Um etwa neun Uhr fahre ich weiter mit Schule für die Jugendliche. Zuerst machen wir eine Lektion Französisch (Comprendre des dialogues), danach eine Lektion Deutsch (Wortarten: Adjektive) und zum Schluss eine Lektion Mathematik (Kreisberechnungen).

Mittag

Ich habe die Leitern von „Maslinova Gora“ noch vor dem Mittagessen über die Geschehnisse aufgeklärt. Der Jugendliche erscheint nicht zum Mittagessen. Nach einigem Hin und Her steht fest, dass er (offiziell) krank ist und vorläufig nicht mehr am regulären Programm teilnimmt. Offenbar ist er wirklich angeschlagen vom Heuschnupfen …

Meine Partnerin und der Schreiner-Zivi kommen sind nicht zum Mittagessen erschienen, sie sind beide auf der Barbinja geblieben, um dort das Hühnergehege fertig zu bauen.

Nachmittag

Gleich nach dem Mittagessen gehe ich mit den Kindern nach oben zum René-Haus, wo wir wohnen. Beide Kinder sind sehr müde und schlafen bald ein. Ich wasche im René-Haus ab und räume ein bisschen auf. Etwa gegen vier Uhr wecke ich die Kinder. Wenn die meine Töchter hier in Iž am Nachmittag gut einschlafen, so wie heute, sind sie jeweils am späteren Nachmittag kaum mehr zu wecken. So braucht die ältere Tochter sicher eine Viertelstunde, bis sie wirklich wach ist.

Unten angekommen mache ich mit allen Kindern zusammen wieder eine „kratka koza“, das Molke-Getränk, das ich gestern schon gemacht habe. Ich füge heute ein bisschen mehr Zitrone als gestern hinzu und verfeinere das Ganze mit einer Prise Zimt, bis mir das Getränk richtig schmackhaft vorkommt. Jedenfalls meiner jüngere Tochter scheint nicht genug davon zu bekommen.

Abend

Meine Partnerin und der Schreiner-Zivi erscheinen ganz erschöpft zum Nachtessen. Während des Essens werden kurz die Vorkommnisse vom Morgen angesprochen, doch der Jugendliche will sich nicht dazu äussern mit der Erklärung, dass er jetzt krank sei. Er ist den ganzen Nachmittag in seinem Zimmer geblieben. Mir kann er jedenfalls kaum in die Augen schauen. Die Leiterin erklärt mir später, dass sie zu Beginn, als er in „Maslinova Gora“ angekommen sei, genau die gleichen Probleme machte und dann reihum jede erwachsene Person beleidigt habe und immer auf die nächste ausgewichen sei. Bevor er wieder irgendwo mithelfen oder mitarbeiten oder mitmachen dürfe, müsse er sich zuerst bei mir entschuldigen.

Wir besprechen noch den nächsten Tag. Die Leiterin von „Maslinova Gora“ muss erneut zum Zahnarzt gehen, darum bittet sie mich, morgen die Ziegen zu machen. Ich werde am nächsten Morgen früh also gleich vom René-Haus aus auf die Barbinja gehen. Die zwei Lektionen Sport und die zwei Lektionen Mathematik, die ich mit dem Jugendlichen gehabt hätte, werden wohl wegen einem „kranken“ Schüler ausfallen.


Mai 13 2009

Dienstag

5:55 – Der Wecker läutet. Ich stehe auf, strecke mich und schaue zum Fenster hinaus. Die Sonne ist bereits zwei Daumen breit über dem Horizont.

6:10 – Auf der Insel ist noch keine Menschenseele wach. Ausser den vielen zwitschernden Vögel und meinen Schritten gibt es keine Geräusche zu hören. Wie fast jeden Morgen (Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag) jogge ich meine Runde vom René-Haus nach „Drage“, einem Nachbarswyler, dann unten am Meer entlang zum Hafen von Veli Iž. Mit der Tätigkeit „Joggen“ konnte ich in Bern absolut gar nichts anfangen. Ich ärgerte mich höchstens über all die Jogger und Walker am Aareufer, die mit ihrer Dichte (1 Jogger pro 50 Meter?!) und ihren Stöcken ein ruhiges Spazierengehen an der Aare verunmöglichten. Hier ist es anders. Es ist ein wunderschönes Gefühl als einziger Mensch auf den Strässchen einer menschenleeren Insel zu rennen und dabei der aufgehenden Sonne Gesellschaft zu leisten.

6:45 – Nach etwa einer halben Stunde komme ich bei den Häusern unten beim Hafen an. Ich schnappe mir die Badehose und gehe nach vorne ans Ufer. Nach zwei Minuten bin ich zwischen Seegurken und anderem Getier im Hafenbecken im kühlen Wasser und schwimme einige Meter.

7:05 – Ich sitze mit den anderen am gedeckten Morgentisch. Die Regel ist, dass beim letzten Glockenschlag von sieben Uhr alle am Tisch sitzen. Gemeinsam beginnen wir mit dem Morgenessen den heutigen Tag und besprechen, was heute alles laufen wird.

8:12 – Nach dem Abwasch und nach dem Aufwischen des Essraumes warte ich auf die zwei Jugendlichen. Die erste Lektion findet statt: Sport. Ich mache in einem ersten Teil jeweils Lockerungsübungen (Hampelmann und so …), im zweiten Teil Kraftübungen (Liegestützen und so …), im dritten Teil Dehnübungen (Spagat und so …) und zum Schluss noch etwas Spezielles wie zum Beispiel eine Konzentrationsübung.

9:03 – Normalerweise hätte ich jetzt mit dem Jungen noch einmal eine Lektion Sport, doch heute müssen wir zu den Ziegen schauen. Normalerweise rennen wir mit dem Basketball nach „Drage“, aber heute laufen wir mit dem Milchkübel auf die Barbinja.

9:55 – Ich melke „Glöggli“, die jüngste und auch schwierigste Ziege. Beim Melken versucht sie ständig abzuliegen, mühsam versuche ich, sie mit meinem Knie daran zu hindern.

11:07 – Die Ziegen sind gemolken, die Milch abgekocht, die Trinkkübel der Tiere wurden mit frischem Wasser gefüllt, Üste wurden ins Gehege geworfen. Wir kehren zurück nach unten. Normalerweise hätte ich mit dem Jungen zwei Lektionen Mathematik von zehn bis zwölf Uhr, doch da wir heute auf der Barbinja waren, wird es heute vor dem Mittagessen nur etwa eine halbe Lektion geben.

12:12 – Ich esse.

13:15 – Heute Nachmittag muss ich zu den Kindern schauen, aber erst nach ihrem Mittagsschlaf. Ich marschiere kurz nach dem Mittagessen mit meinen zwei Töchtern zum René-Haus, um sie dort schlafen zu legen. Heute laufen sie zum ersten Mal ganz alleine bis um die nächste Kurve, nach welcher sie mich nicht mehr sehen konnte. Stolz „giggelten“ sie dann, als ich plötzlich wieder vor ihnen stand, um festzustellen, dass sie am richtigen Ort durchgegangen sind. Kaum liegen sie im Bett, mache ich mir einen starken (immer noch bitteren) Kaffee, denn unten ist mir der Kaffee meistens ein bisschen zu wässrig, wenn ich ihn nicht selbst machen kann.

Meine beiden Töchter laufen ganz alleine nach oben ...

Meine beiden Töchter laufen ganz alleine nach oben ...

14:00 – Das Mädchen kommt zu mir ins René-Haus. Wir haben zusammen eine Lektion Mathematik. Das Thema sind Kreisberechnungen, doch heute dreht sich bei ihr alles im Kreis. Sie ist nicht konzentriert, will nichts begreifen und hat auch keine Lust, sich anzustrengen. Sie möchte lieber einfach so ein bisschen schwatzen, also reden wir ein bisschen über unser Planetensystem, welches ja auch irgendwie etwas mit Kreisen zu tun hat und dann gebe ich ihr dafür mehr Aufgaben als sonst.

15:24 – Meine Töchter erwachen wieder und wir machen uns auf den Weg nach unten, damit wir mit dem kroatischen Jungen etwas unternehmen können. Die ältere Tochter flitzt jeweils mit dem Like-A-Bike (Ein Ding, das alle kroatischen Leute hier immer wieder bewundern) los und die kleine fahre ich im Kinderwagen nach unten. Manchmal trage ich die Kleine auch im African-Bag-Carrier (Eine Art Kinder-Rucksack, welcher auch immer von allen kroatischen Leuten bewundert wird) nach unten.

16:16 – Ich ziehe den kroatischen Jungen und meine beiden Töchtern auf einem flachen „Leiterwägeli“ nach vorne ans Meerufer, wo wir uns hinsetzen und Steine ins Meer schmeissen. Die Tätigkeit macht den Kindern einen Riesenspass, Abwechslung gibt es nur mit Tannzapfen … Später schneide ich ein paar Apfelschnitze zum Zvieri, die von den Kindern gierig gegessen werden. Noch ein bisschen später steckt meine kleinere Tochter bei einer waghalsigen Kletteraktion ganz von alleine ihre Füsschen ins Wasser und zappelt. Sie zeigt mir dann stolz ihre nassen Schuhe und natürlich konnte ich die beiden anderen nicht aufhalten, ihr gleichzutun. Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt, dass sich meine beiden Töchter jeweils gefährlich nahe ans Ufer wagen, so nahe, dass ich jeweils drauf und dran bin, aufzuspringen, um sie aus dem Wasser zu fischen. Bis jetzt ist jedoch noch nie etwas passiert.

17:28 – Gestern hat die Leiterin und der Jugendliche Frischkäse gemacht, davon übrig geblieben ist viel Molke. Mit Orangen (etwa eine pro halben Liter Molke), Zitronen (etwa eine halbe pro halben Liter), etwas Zimt und Honig (ein Esslöffel pro halben Liter) mache ich einen Molke-Drink. Die Kinder helfen mir dabei. Nach Angaben der Leiterin von „Maslinova Gora“ sei Molke sehr gesund (gerade für Kinder) und ich kann mich erinnern, dass ich früher zu meinen Gymer-Zeiten manchmal Zitronen-Molke in der Pause getrunken habe; genau so etwas wollte ich jetzt auch machen. Ich nannte den zu Beginn etwas gewöhnungbedürftigen Drink „kratka koza“ („Churzi Geiss“) in Anlehnung an „Red Bull“. Der Name ist aber noch nicht definitiv und vielleicht werde ich später, im Sommer, noch mehr davon herstellen, um das Getränk als „Energy Drink“ oder ähnlich an Touristen (Um die Ecke liegt eines der einzigen vegetarischen Hotels auf den kroatischen Inseln) zu verkaufen …

18:32 – Ich gehe mit den drei Kindern einkaufen. Für das Nachtessen fehlen noch Eier. Vor den zwei einzigen Lebensmittel-Läden („Butiga“, ein kleiner, privater Laden, der alles hat und „Market“, ein kleiner Ableger einer grossen Ladenkette, der wenig hat, dafür manchmal billiger ist) werde ich von einheimischen Männern in Arbeitskleidung misstrauisch beobachtet und wahrscheinlich auch kommentiert. Es wird Zeit, dass ich endlich richtig Kroatisch lerne …

19:38 – Ich warte mit den Kindern, dem Mädchen, dem Bekannten der Leiterin und der Mutter des kroatischen Jungen auf die anderen, welche heute auf der Barbinja waren. Wahrscheinlich sind sie noch dabei, den Hühnerstall fertig zu bauen. Langsam aber sicher habe ich Hunger, doch die anderen wollen und wollen nicht kommen.

20:12 – Kaum haben wir uns entschlossen, mit dem Nachtessen zu beginnen, tauchen die anderen auf. Der Schreiner-Zivi hat mit dem Jugendlichen zusammen den Hühnerstall fertig gebaut und die Kücken bereits das erste Mal in ihr Gehege gesetzt. Meine Partnerin hatte im Barbinja-Haus am Holzboden im ersten Stock weitergearbeitet.

20:42 – Ich putze meinen beiden Töchtern die Zähne (Ja, ich zähle auf Kroatisch!) und stecke sie ins Bett. Nach einem Gutenacht-Lied und nach Schliessen der Moskito-Netze gönne ich mir noch ein Bier und beginne mit dem Schreiben des Blogs, den du jetzt liest …

22:22 – Meine Partnerin und ich liegen beide müde im Bett, sprechen noch ein bisschen miteinander, lesen noch ein bisschen, schimpfen noch ein bisschen miteinander, tauschen noch ein bisschen Zärtlichkeiten aus und schlafen dann ein bisschen.


Mai 12 2009

Montag

7 Uhr – Meine Partnerin und ich wachen langsam auf. Wir wurden durch die Sonnenstrahlen geweckt, die uns durch das Fenster im oberen Stock des René-Hauses an der Nase kitzelten. Wir wecken die Kinder, trinken Kaffee, essen „Müsli“ (Müsli heissen auf der ganzen Welt immer gleich…) und machen uns bereit, wie jeden Montagmorgen, um auf die Barbinja zu gehen.

9 Uhr – Wir befinden uns nun alle auf der Barbinja und alle haben eine Arbeit gefasst. Das Mädchen schaut zu den Kindern, meine Partnerin arbeitet an der neuen Zisterne beim Haus weiter (innen verputzen), die Leiterin macht die Ziegen (melken und danach nach draussen an Stellen mit viel Gras und Kräutern an Steine binden), ein Bekannter von ihr arbeitet im Garten (pflanzen, jäten, säen, giessen) und der Schreiner-Zivi, der Junge und ich suchen Futter für die Ziegen für die kommende Woche. Die neue Zisterne wird für mehr frisches Trinkwasser auf der Barbinja gebaut, denn im Sommer ist es immer sehr heiss und die bereits vorhandenen Zisternen genügen kaum den Anforderungen. Für das Futter für die Ziegen fahren wir mit einem uralten Mitsubishi auf der Insel herum und schneiden Üste von den Büschen der hier überall wuchernden Makija (Dschungel, der aus Büschen und Sträuchern besteht). Der Mitsubishi sieht schon ziemlich schrottreif aus, tönt und riecht auch dementsprechend, aber für die Belange auf der Insel genügt er noch vollends. Er lässt sich übrigens mit einem einfachen Küchenmesser ein- und ausschalten. Mitfahren darf man auch im Rahmen der Heckscheibe, die nicht mehr vorhanden ist oder auf der Kühlerhaube. Mit der Kiste zu fahren ist jeweils ein lustiges, manchmal auch abenteuerliches Erlebnis.

Mitsubishi

Mitsubishi

11 Uhr – Wir kehren vom Futtersammeln zurück und transportieren die geschnittenen Üste zum Stall. Die kroatische Frau hat bereits das Mittagessen vorbereitet. Heute gibt es feine „Ciabatti“, welche wir direkt auf der Glut eines Feuers zubereiten. Nach dem Essen sind etwa zwei bis drei Stunden Pause angesagt, denn in der herrschenden Hitze mag sich kaum jemand bewegen.

13 Uhr – Während sich die anderen im Schatten der Küche ausruhen, unternehmen die Leiterin, der Junge und ich einen kleinen Spaziergang auf die andere Seite der Insel. Wir wollen uns kurz abkühlen im Meer. Etwa zehn Minuten von der Barbinja entfernt befindet sich eine wunderschöne kleine Bucht, die in der strahlenden Sonne ganz türkis aufleuchtet, weil sie so tief ist. Von den Steinen am Rand der Bucht mache ich meinen ersten Salto in die Adria …

15 Uhr – Die Mittagspause ist vorbei und alle sind wieder am Arbeiten. Die Leiterin geht jetzt auch in den Garten, der Schreiner-Zivi und der Junge beginnen mit dem Bau eines Hühnerstalls für die Kücken, die Maslinova Gora bekommen hat, meine Partnerin und ich machen an der Zisterne weiter. Die Zisterne muss nun von innen noch mit einem (ekelhaften) Zement-Schlamm verputzt werden. Es ist furchtbar heiss und sogar in der Zisterne läuft mir der Schweiss in Bächen von der Stirn hinunter. Ach, übrigens, habt ihr schon einmal in einer leeren Zisterne gesungen oder geschrien? Ich glaube, ich habe an diesem Nachmittag beim dauernden Mich-im-Kreis-Drehen und Schlammverputzen meine Mitte gefunden … 😉

Neue Zisterne beim Haus

Die neue Zisterne beim Haus. Sieht man die Löcher, die wir geflickt haben?

17 Uhr – Langsam wird es von der Hitze her betrachtet erträglich zum Arbeiten. Der Grundriss des Hühnerstalls steht und die Zisterne ist bald fertig verputzt. Danach muss langsam mit dem Aufräumen begonnen werden. Die Ziegen werden wieder hereingeholt und noch einmal gemolken. Nachdem sie heute die Gelegenheit hatten, ganz vieles Grünzeug von draussen zu fressen, werden sie morgen wohl viel Milch geben.

19 Uhr – Erschöpft und müden kehren wir von der Barbinja zurück. Meine Partnerin und meine Kinder kehren direkt zum Haus von René zurück, so kommen sie schneller ins Bett. Die anderen (auch ich, weil ich Aufsicht habe) gehen zu den Häusern unten beim Hafen und freuen uns auf Spaghetti.

21 Uhr – Der Jugendliche wurde bereits ins Bett geschickt, der Schreiner-Zivi ist wohl schon am Schlafen, da er sich noch nicht ganz an das Klima gewöhnt hat und auch mich ruft das Bett.

23 Uhr – Nach dem langen Tag schlafen und träumen wir seelig.


Mai 12 2009

Schwieriges Wochenende ohne Chefin

Letztes Wochenende ging die Leiterin von „Maslinova Gora“ für ein ganzes Wochenende fort von Veli Iž, da sie an einem „Schweizerklub“-Wochenende irgendwo in Kroatien teilnahm. Wir waren also ganz auf uns alleine gestellt. Ohne Leiterin versuchten die Jugendlichen natürlich sofort, die Grenzen von uns anderen Erwachsenen auszuloten und zerrten damit stark an unseren Nerven.

Nach einer fleissigen „Putzete“ haben wir am Samstagabend noch einen Film (Good Bye Lenin) mit dem mitgebrachten Beamer geschaut, was nicht unbedingt die beste Idee war: Erstens haben die Jugendlichen absolut nichts verstanden, denn ihnen waren offenbar die ganzen Zusammenhänge mit dem gespaltenen Deutschland und dem kalten Krieg gänzlich unbekannt, was mich sehr erstaunte, und zweitens schob der Junge am Tag darauf eine Krise. Ausgerechnet ich hatte dieses Wochenende die Aufgabe gefasst, mit dem eben erwähnten Jungen zu den Ziegen zu schauen, das heisst, ich musste jeweils zwei Mal am Tag auf die Barbinja laufen, um dort die Ziegen zu melken (!), sie aus ihrem Gehege zu nehmen und sie für zwei bis drei Stunden an Futterstellen fest zu binden. Leider hatte aber dieser Jugendliche am Sonntagmorgen – wegen viel zu wenig Schlaf – absolut keinen Bock, auf die Barbinja zu marschieren, um dort zu arbeiten. Nach einer mühsamen Weckaktion meinerseits gerieten wir beim Loslaufen ein bisschen aneinander und plötzlich stellte er sich nur noch quer. Begleitet von lautem Schimpfen zog er sich ins Zimmer zurück und wollte nichts mehr von niemandem mehr wissen… Glücklicherweise kam dann das Mädchen mit auf die Barbinja, denn alleine hätte ich es wohl nicht geschafft.

Am Nachmittag entschuldigte sich der Junge, wahrscheinlich nicht ganz unberechnend, denn er wollte baden gehen mit mir und alleine darf er nicht ins Meer. Da hatte er Glück gehabt. Ich nahm die Entschuldigung an, denn auch ich hatte bei der herrschenden Hitze (32 Grad am Schatten) das Bedürfnis, mich ins kühle Meer zu werfen.

Wie sieht das Wetter in der Schweiz aus?


Mai 12 2009

Wochenablauf

Frage: Was machen wir hier in Veli Iž eigentlich die ganze Zeit?
Antwort: Viel. Sehr viel…

Eine „normale“ Alltagswoche hier bei uns beginnt eigentlich immer mit dem Freitagabend, wenn die Sitzung mit allen anwesenden Erwachsenen von „Maslinova Gora“ stattfindet und die darauf folgende Woche geplant wird. In der Sitzung werden zuerst wichtige Informationen ausgetauscht und anschliessend wird jeweils ein Rückblick gemacht auf die Dinge, die erledigt und erlebt wurden, dann werden in einem Ausblick auf die kommende Woche Aufgaben verteilt, Stundenpläne angepasst und Verantwortlichkeiten zugeteilt. Jeden Tag muss zum Beispiel eine erwachsene Person zu den Jugendlichen schauen (Was machen sie in der Freizeit? Gehen sie rechtzeitig zu Bett? Erledigen sie ihre Ümtli?), das Morgen-, Mittag- und Abendessen zubereiten und die Küche aufräumen (Abwaschen…). Seit wir hier sind, wurde zusätzlich noch ein Hütedienst-Ümtli eingeführt.

Momentan aktuelle Aufgaben:

  • Wasser-Zisterne auf der Barbinja beim Haus fertig bauen
  • Hühnerstall auf der Barbinja bauen
  • Schule geben
  • Hobelmaschine flicken
  • Bootsmotor anschauen (kaputt?)

Meistens läuft eine Woche wie folgt ab:

Samstag ist Putztag. Beide Häuser unten am Hafen werden von oben bis unten geputzt. Die Jugendlichen müssen ihre Zimmer aufräumen. Samstags gibt es nur zwei reguläre Mahlzeiten, ein Morgenmittagessen um etwa 9:30 Uhr und das Nachtessen um 19 Uhr. Wenn alles gut gegangen ist durch den Tag (oder während der ganzen Woche) und alle immer gut mitgeholfen haben, dann gibt es möglicherweise am Abend noch einen Film zu sehen.

Sonntag ist frei, das heisst, es gibt auch keine Zeit, um welche man aufstehen muss. Das Morgenessen besteht normalerweise aus einem Buffet, das zu einer beliebigen Zeit eingenommen werden kann. Nachmittags geht man meistens baden oder schwimmen oder spazieren oder „böötlen“ oder liest ein Buch oder geniesst das Leben oder schlägt sich sonst irgendwie die Zeit um die Ohren.

Montag ist Barbinja-Tag. Am Anfang der Woche gehen immer alle zusammen auf die Barbinja, wo sich die Ziegen, der Esel, ein grosser Gemüsegarten und das Steinhaus befindet. Während des ganzen Tages wird auf der Barbinja gearbeitet. Im Garten wird gejätet, im Haus wird gebaut und geschliffen, in der Zisterne wird Zement verputzt und im Busch wird Ziegenfutter gesammelt. Nach einem (meistens) arbeitsreichen Tag gehen marschieren alle gemeinsam wieder hinunter.

Dienstag bis Freitag ist der eigentliche Alltag. Die Tage beginnen am Morgen um 7 Uhr mit dem Frühstück. Um 8 Uhr haben die Jugendlichen meistens Schule bis um 12 und die Erwachsenen arbeiten sonst irgendwo. Jemand hütet die Kinder, meine Partnerin oder der Schreiner-Zivi bauen irgendwo weiter, jemand geht auf die Barbinja (Die Ziegen müssen morgens und abends gemolken und gefüttert werden) und jemand gibt Schule. Um 12 Uhr gibt es das Mittagessen und nach eine Pause geht es um 14 Uhr ähnliche wie am Morgen weiter bis um etwa 18 Uhr. Um 19 Uhr beginnt das (meistens vegetarische) Nachtessen.


Mai 8 2009

Kroatisch lernen 3

Wenn ich meiner älteren Tochter in Bern die Zähne putzte in Bern, zählte ich dazu immer auf Französisch bis zehn oder fünfzehn. Hier in Iž geht das mit dem Französischen natürlich nicht mehr, hier muss es schon die kroatische Sprache sein. Darum lernte ich heute auf Kroatisch zählen. Bald wird meine ältere Tochter wohl auch schon auf Kroatisch zählen können, wahrscheinlich noch schneller als ich … Jedenfalls „Ja“ und „Nein“ sagen kann sie schon ganz gut, auch „Å uti!“ („Schweig!“ zu ihrer kleinen Schwester oder zum kroatischen Jungen)  geht schon ganz gut.

0 – nula
1 – jedan
2 – dva
3 – tri
4 – četri
5 – pet
6 – šest
7 – sedam
8 – osam
9 – devet
10 – deset
11 – jedanaest
12 – dvanaest
13 – trinaest
14 – četrnaest
15 – petnaest
16 – šesnaest
17 – sedamnaest
18 – osamnaest
19 – devetnaest
20 – dvadeset
21 – dvadeset jedan
22 – dvadeset dva
23 – dvadeset tri

… und so weiter …

Die Zehner-Reihe ist dann auch ganz einfach, doch ich denke nicht, dass ich so weit zählen muss, um die paar Zähnchen meiner Töchter zu putzen.

30 – trideset
40 – četrdeset
50 – petdeset
60 – šezdeset
70 – sedamdeset
80 – osamdeset
90 – devedeset
100 – sto
101 – sto jedan
102 – sto dva
103 – sto tri

… und so weiter …

Eigentlich ist das Zählen ganz einfach. Es geht immer weiter so, auch mit den Tausender. Zum Glück muss ich die Zähne nicht so lange putzen, schon nur der Gedanke daran lässt mein Mund schmerzen.

1000 – tisuća
2000 – dvije tusiće (Die Zahl passt sich leider dem Geschlecht an.)
3000 – tri tusiće
4000 – četiri tusiće (Auch hier passt sich die Zahl dem Geschlecht an.)
9999 – devet tisuća devetsto devedeset devet (Ha!)


Mai 8 2009

Hobelmaschine

Vorgestern ist ein neuer (uns bereits bekannter) Zivildienstleistender angekommen. Lustigerweise ist er ein guter Bekannter meiner Partnerin und mir. Er hatte sich unabhängig von uns für dieselbe Stelle wie ich mich interessiert. Vor ein paar Monaten hatten wir dann herausgefunden, dass er zufälligerweise am gleichen Ort zur gleichen Zeit sein wird. Er ist auch Schreiner und es warten schon ganz viele Aufgaben auf ihn … Bereits heute versuchte er die Hobelbank zu flicken, die schon seit etwa fünf Jahren in der Werkstatt herumsteht und nicht gebraucht werden konnte, weil die Maschine angeblich zu viel Strom frisst. Nach einem ersten Auseinandernehmen fand der Schreiner-Zivi jedoch heraus, dass erstens der Schalter defekt war – um den Motor einzuschalten, genügte ein angeschlossenes Stromkabel, ein Umschalten des Einschaltknopfs bewirkte nichts – und dass zweitens der Motor viel zu langsam drehte, weil die Magnetspule von einer defekten Scheibe blockiert (oder gebremst) wurde.

Jetzt wird ein neuer Motor gekauft und dann können die Schreiner-Leute endlich wieder ohne Hindernisse hobeln, dass die Späne fliegen. Bisher musste nämlich dafür ein Nachbar im Dorf ganz nett angefragt werden, ob er uns (der Maslinova Gora-Gemeinschaft) etwas hobeln könnte, da er die einzige Person im Dorf mit einer anständigen Hobelmaschine ist, aber keine fremde Person an seine Geräte lässt.


Mai 3 2009

April-Fotos

Der erste Monat ist vergangen…

Ich habe mir heute Zeit dazu genommen, die vielen Fotos, die ich im letzten Monat geschossen habe, zu sortieren und zu ordnen, um sie auf http://ouge.li/luege/Kroatien zu laden. Wer das Passwort für das Album wissen will, darf mir gerne ein Mail schreiben. Es gibt allgemeine Fotos zu sehen, die ich zwischendurch einmal gemacht habe und auch Fotos zu bestimmten Anlässen wie die Schiffstaufe, die Velebit-Wanderung oder Ostern.

Viel Vergnügen beim Betrachten der Bilder! Ich freue mich auf Rückmeldungen.


Mai 2 2009

Und da waren es nur noch…

neun. Der Schauspieler-Zivi ist heute abgereist. Jetzt leben momentan nur noch neun Menschen da: Die Leiterin, die zwei Jugendlichen (ein Mädchen und ein Junge), eine Kroatin und ihr Sohn (ein paar Monate jünger als unsere ältere Tochter), meine Partnerin, unsere Kinder und ich. Ui, wir machen fast die Hälfte von allen aus!

Dadurch, dass viele Gäste und Besucher abgereist sind, ist es hier viel ruhiger geworden, was auch gut so ist. Der Alltag ist wieder eingekehrt und wir haben wieder mehr Zeit für uns und für die Jugendliche. Ich muss aber erwähnen, dass es sich für mich überhaupt nicht wie ein gewöhnlicher Alltag anfühlt, sondern dass unser Aufenthalt immer noch etwas abenteuerliches hat. Vielleicht wäre die Umschreibung „Maslinova Gora“-Alltag (mit viel Würze) treffender.