Juni 17 2009

Berner Besuche

Der Titel dieses Eintrags kann doppelt verstanden werden. Einerseits waren meine Partnerin und ich vorletztes Wochenende für eine kurze Stippvisite in Bern und andererseits haben wir danach viel Besuch aus Bern erhalten.

  • Besuch in Bern
    Wie jedes Jahr fand am sechsten Juni das berühmt-berüchtigte Jurastrassenfest statt. Da wir selbst auch an der Jurastrasse wohnen, hatten wir bisher selbstverständlicherweise jedes Mal beim Fest mitgeholfen und mitgefeiert. Meine Partnerin und ich überlegten uns daher schon lange, ob und wie wir das dieses Jahr angehen wollten, denn die Jurastrasse befindet sich von hier aus gesehen leider nicht gleich um die Ecke. Wir beide hatten grosse Lust dazu, einen kurzen und im Grunde genommen etwas übertriebenen Trip (zwei Tage für die Reise und zwei Tage Aufenthalt) in die Schweiz zu machen, extra für das Fest, an welches sicher alle unsere Nachbarn und Freunde kommen würden. Die Reise wollten wir aber keinesfalls mit unseren Kindern durchführen, also liessen wir die Kinder für vier Tage auf der Insel zurück bei der Leiterin von Maslinova Gora. Ich war noch nie so lange und so weit weg entfernt von meinen Kindern … Nun gut, der Aufwand hatte sich gelohnt und die Überraschung war gross, als wir am Tag des Festes plötzlich die Jurastrasse herunter schlenderten als wären wir nie weg gewesen. Das Fest war der absolute Hammer (Ein grosses Dankeschön an alle unseren lieben Nachbarn!) und den Kindern erging es auch prächtig, wie wir erfahren durften, als wir zurückkehrten. Kein einziges Mal hatten sie geweint oder hatten sie „Längizyti“ nach uns, derart hatte es ihnen auf der Insel (ohne uns) gefallen … Ob wir, als Eltern, wohl etwas falsch gemacht haben?
  • Besuch von Bern
    Von Bern reisten wir gleich zusammen mit meiner Schwester und ihrem Arbeitskollegen zurück. Sie kamen uns für paar Tage besuchen. Zwei Tage später kam die Schwester meiner Partnerin mit einer Freundin zusammen an. Unsere beiden Töchter staunten nicht schlecht, als plötzlich ihre Tanten vor der Haustür standen. Alle Personen haben wir bei uns im René-Haus untergebracht, die Hälfte schläft auf dem Balkon und die andere Hälfte im Garten. Draussen zu schlafen stellt kein Problem dar, da es eigentlich jede Nacht trocken ist. Für uns bedeutet der Besuch vor allem, dass wir uns nicht um unsere Kinder kümmern müssen, da die lieben Tantchen gerne den Hütedienst übernehmen. So können wir – meine Partnerin und ich – mehr und vor allem endlich einmal gemeinsam für die „Maslinova Gora“-Gemeinschaft arbeiten, ohne gestört zu werden. Mir gefällt das.

Juni 17 2009

Holzen

Die zwei Klassen der Steinerschule sind inzwischen abgereist, was aber nicht heisst, dass es bei uns ruhiger geworden wäre.

Während die die 12. Klasse aus Muttenz auf der Barbinja eine grosse Steinmauer in der Nähe des Ziegengeheges gebaut hat, hat die 10. Klasse aus Ittigen mit uns (Leute der „Maslinova Gora“-Gemeinschaft) zusammen die winzige Insel namens „Rutnjiak“ aufgeräumt. Die Insel liegt etwa einen Kilometer vom Hafen von Veli Iž entfernt liegt. Auf Rutnjiak haben wir viele bereits abgestorbene Bäume gefällt, die Wege auf der Insel wieder instand gesetzt und viel (sogar sehr viel) Gebüsch abgeschnitten. Einige der Klasse stellten später freiwillig noch Bänke aus Holz her, richteten lauschige Sitzgelegenheiten aus Stein und Holz ein und schmückten die Insel mit pflanzlichen „Mobilés“. Rutnjiak gehört nicht Maslinova Gora sondern der Gemeinde der Insel Iž.

Das abgeschlagene Holz haben wir mit unserem Boot, der Mira, in unzähligen Fahrten abtransportiert. Insgesamt kamen ungefähr sechs bis sieben Steer Holz zusammen, das jetzt bei der Mitsubishi-Garage („Bitsumishi“ sagt meine ältere Tochter) darauf wartet, gespalten und zu Kleinholz verarbeitet zu werden. „Maslinova Gora“ wird auf jeden Fall nächsten Winter kein Feuerholzmangel haben.

Holz hacken eignet sich übrigens auch hier auf der Insel äusserst gut dazu, überflüssige Energie abzubauen, so wie dies vorgestern Nachmittag der Jugendliche uns beweisen konnte …


Juni 5 2009

Internet

Ich war bis zum Antritt meines Zivildiensts ein richtiger „Internetjunkie“. Pro Tag verbrachte ich mindestens eine Stunden auf dem Internet, wenn nicht mehr … Hier ist mein Umgang mit dem Internet anders. Das Internet auf der Insel läuft so langsam, dass sogar ich andere Tätigkeiten als „Surfen auf dem Internet“ bevorzuge. Ich bin immer seltener online und meistens nur, um kurz meine Mails zu kontrollieren oder um einen kleinen Blog-Eintrag zu veröffentlichen.

Langsames Internet auf der Insel

Langsames Internet auf der Insel

Wie ich in einem früheren Beitrag bereits erwähnt habe, ist ein uralter Computer unten in den Häusern beim Hafen an einem üblichen Modem (Internet über die Telefonleitung) angeschlossen, was aber für meine gewohnten Surfverhältnisse eindeutig zu langsam ist. Ich habe mir bereits in der zweiten Woche ein USB-Stick gekauft, mit welchem ich über das Mobiltelefonnetz aufs Internet gehen kann. Leider existiert aber auf der Insel selber noch kein schnelles Mobiltelefonnetz (UMTS), sondern nur ein langsames (GSM), welches mir aber immerhin eine Geschwindigkeit von bis zu 220 kbit/s (nur Herunterladen) erlaubt. Glücklicherweise muss ich nicht auf mein geliebtes Linux-System verzichten, denn der USB-Stick (irgendein vodafone-Modell) wird wunderbar unterstützt.

In regelmässigen Abständen muss ich mein Computer auch den Jugendlichen oder anderen Zivis ausleihen, weil sie auch gerne von meinem (verhältnismässig) schnellen Internet profitieren wollen. Ich lasse sie jeweils gerne gewähren, denn so kann ich immer gleich auch ein bisschen Werbung für Linux machen …


Juni 2 2009

Tiere auf der Barbinja

Auf der Barbinja, einer Art „Berghof“ der Gemeinschaft „Maslinova Gora“ leben viele Tiere, zu denen neben allen anderen anfallenden Aufgaben auch geschaut werden muss. Ich möchte  meinen werten Leserinnen und Lesern die Tiere gerne kurz vorstellen. Von allen Tieren sind Fotos unter http://ouge.li/luege/Kroatien/ zu finden.

Ziegen

Täglich müssen vier von den fünf ausgewachsenen Ziegen gemolken werden. Sie liefern uns wertvolle Milch, aus welcher wir hauptsächlich Frischkäse  herstellen, manchmal auch Joguhrt und eine Art Streichkäse. Leider gibt es keinen Keller, der dazu geeignet wäre, Hartkäse herzustellen und zu lagern. Die vier Ziegen Puppeli 1, Puppeli 2, Blüemli und Glöggli geben pro Tag zwischen sieben und acht Liter Milch. Die jüngste ausgewachsene Ziege namens Jara überlässt ihre Milch momentan noch ihrem Nachwuchs. Die Puppelis, eine braune Ziegenrasse, geben mehr Milch als die anderen. Neben den grossen Ziegen leben im Stall noch ungefähr neun weitere junge Ziegen (und Böcke), die wohl bald geschlachtet werden. Vor etwa einer Woche kam ein neuer Bock namens Obelix hinzu, der in Zukunft die kleine Herde anführen und für weiteren Nachwuchs sorgen soll. Obelix wurde in einer abenteuerlichen Schifffahrt von der Nachbarsinsel nach Iž. Ein neuer Bock war nötig, weil es sonst Inzucht unter den Ziegen gäbe.

Die jungen Ziegen

Die jungen und frechen Ziegen am Streiten ums Futter

Esel
Der Esel (oder die Eselin) namens Paula lebt mit den Ziegen zusammen im Gehege. Sie ist ein ganz liebes Tier, die selten störrisch ist. Nur manchmal muss sie sich gegen die frechen, kleinen Ziegen wehren. Sie legt dann ihre Ohren zurück und schubst sie unsanft von sich weg. Paula arbeitet momentan als Lastesel für Klasse, die auf der Barbinja zeltet, und trägt jeweils die Einkäufe der Klasse hoch. Beim Melken schaut sie immer interessiert zu und leckt dazu gerne die vom Meerwasser salzig gewordene Haut ab.

Huhn
Das momentan einzige Huhn auf der Barbinja legt etwa alle zwei Tage ein Ei, das wir jeweils genüsslich verzehren, wenn es nicht schon beim Transport nach unten durch einen ungeduldigen Jugendlichen zerbrochen wurde. Das Huhn ist immer ganz scharf auf die Milchtropfen, die beim Melken neben dem Milchkessel auf den Boden fallen.

Das einzige Huhn auf der Barbinja

Das einzige Huhn auf der Barbinja

Katze
Die Barbinja-Katze namens Turba (oder Durba -  Ich bin mir nicht ganz sicher, wie sich ihr Name richtig schreibt) ist ein armes Geschöpf. Zwei Mal im Jahr bekommt sie Junge, die sie aber leider  (zu unserem Pech) immer versteckt und die leider (zu ihrem Pech) immer vom Raubvogel gefressen werden. Momentan leidet sie neben „Kinderschwund“ leider auch noch an Würmern. Die Katze hat ein hartes Leben, doch als Leckerbissen erhält jeweils nach dem Melken das „Häutchen“ zum Fressen, das sich nach dem Abkochen der frisch gemolkenen Milch auf der Oberfläche bildet.

Barbinja-Katze Turba

Barbinja-Katze Turba

Kücken
Die siebzehn Kücken werden schnell grösser. Momentan leben sie noch in einem kleinen und flachen Gehege, in welchem sie mit wildem Geflatter kleine Kämpfe um die ausgestreuten Maiskörnern machen. Schon bald werden wohl einige Hähnchen aussortiert und geschlachtet, später sollen die Hühner (und ein Hahn) zu den Ziegen ins Gehege kommen.


Juni 2 2009

Mai-Fotos

Der zweite Monat ist vergangen …

Wie einige von euch bereits bemerkt haben, habe ich nun viele Fotos des Monats Mai unter http://ouge.li/luege/Kroatien aufgeschaltet. Wer das Passwort für die Fotos wissen will, darf mir gerne ein Mail schreiben. Im Album sind Fotos von den Tieren der Barbinja und viele weitere Fotos von meiner Familie, von den Menschen, die hier leben und von den Orten, die es hier gibt, zu bestaunen.

Viel Spass beim Betrachten der Bilder! Es wäre schön, etwas von euch zu hören …


Mai 31 2009

Schnurrli

Der Hauskater von „Maslinova Gora“, der unten bei den Häusern am Hafenbecken wohnte, ist heute Mittag gestorben.

Zum ersten Mal sah ich Schnurrli im Oktober 2007, damals war er erst einige Monate alt. Weil der Kater damals noch ein kleines und schwächliches Katerchen war, wurde daran gezweifelt, ob er noch lange überleben würde.

Schnurrli im Oktober 2007

Schnurrli im Oktober 2007

Der Kater wurde gross und überlebte jedoch ohne weitere Mühe und ich begegnete ihm zum zweiten Mal anfangs April. Er hatte sich gut eingelebt. Wie ich beobachten konnte, hatte er das Ritual, jeweils um Mittag eine Eidechse zu fangen und mit ihr zu spielen. Regelmässig lagen Eidechsen-Einzelteile um die Häuser unten am Hafen herum, Spuren der Taten von Schnurrli. Seltener, im letzten Monat insgesamt zwei Mal, fing er auch einen Vogel, den er immer stolz in der Küche unten präsentieren kam und so eine Federspur auf dem Boden hinterliess, auch Spuren der Taten von Schnurrli. Solche Spuren wird es jetzt nicht mehr geben.

Hie und da erhielt Schnurrli einen Fisch von den einheimischen Fischern, wenn sie vom Fischen zurückkamen. Meine zwei Töchter und der kroatische Junge haben ihm einmal mit grossem Interesse zugeschaut. Schnurrli liess sich dabei nicht stören, aber so bald sich ihm ein erwachsener Mensch nährte, knurrte er bedrohlich.

Schnurrli frisst Fisch unter sechs Kinderaugen.

Schnurrli frisst Fisch unter sechs Kinderaugen.

Heute Mittag wurde er aus der Küche nach draussen gescheucht, weil er sich hinter den frischen Zopf machte, den wir gerade verspeisen wollten. Zwei Minuten später wurde der Kater überfahren. Schnurrli starb wohl sofort.

Dem Jugendlichen machte der Tod des Tieres sehr zu schaffen, darum baute dieser kurzerhand eine Kiste, eine Art kleiner Sarg, für das geliebte Tier. Am Abend fuhr ich mit die Kiste auf die Barbinja – ich musste heute  die Ziegen alleine melken gehen – spielte Totengräber und vergrub das arme Geschöpf im Zwergenhain.

Schnurrli, wir werden dich vermissen!


Mai 30 2009

Besuche & Gäste

Dauernd kommen und gehen Leute. Gerade an einem Ort wie hier in der offenen Sozialgemeinschaft „Maslinova Gora“ herrscht ein reges Ein- und Ausgehen. So hatten wir in dieser Woche (und haben wir momentan immer noch) viel Besuch und viele Gäste. Viele neue Gesichter bringen immer wieder frischen Wind auf die Insel, was in manchen Situationen vorteilhaft für uns sein kann (und weniger Stress für uns bedeuten kann). Doch manchmal ist der Wind gar zu frisch, zum Beispiel wenn jemand völlig spontan plötzlich vor der Tür steht und nicht in unsere Planung passt. Das kann dann manchmal auch Unruhe (und Stress) in unseren einigermassen ruhigen Alltag bringen. Aus diesem Grund habe ich eine Bitte an alle, die uns irgendeinmal besuchen kommen wollen: Meldet euch genug frühzeitig an! Und wenn ich schon dabei bin, Ratschläge zu geben, empfehle ich allen zukünftigen Gästen und Besuchenden, möglichst nicht im Monat Juli oder August zu kommen, weil zu dieser Zeit touristischer Hochbetrieb auf der Insel herrscht.

Im René-Haus leben diese Woche neben meiner Familie auch noch zwei Frauen. Sie machen beide eine Woche Ferien in Veli Iž. Die Freundinnen der Ehefrau von René, in dessen Haus wir freundlicherweise während meines Zivildienstaufenthalts wohnen dürfen, kommen aus Berlin und sind sehr sympathisch und glücklicherweise sehr unkompliziert. Gerade gestern haben wir mit ihnen zusammen das Nachtessen eingenommen. Ich hatte gestern zum ersten Mal „einheimischen“ Fisch, den wir draussen auf dem Grill gemacht hatten. Der Fisch schaute mich an, als ich ihn ass …

Auf der Barbinja zeltet momentan eine Jugendgruppe (etwa zehn Personen) aus Deutschland. Wenn ich richtig verstanden habe, dann führen sie ein „Work Camp“ hier auf der Insel durch und bessern etliche Steinmauern auf den Ländereien der Gemeinschaft „Maslinova Gora“ aus und heben eine Zisterne auf dem Neuland aus. Das Neuland gehört der Gemeinschaft und befindet sich auf der anderen, westlichen Seite der Insel. Dort befindet sich nur ein Olivenhain gleich am Meer, viel Gestrüpp und viel Gestein.

Des Weiteren hatte uns diese Woche auch noch eine Frau besucht, die alle Aussenstellen des Berghofs Stärenegg bereist und Buch zu führen scheint, was auf den Höfen, Institutionen und Häusern im Ausland alles so läuft. Die Gemeinschaft „Maslinova Gora“ ist dem Berghof Stärenegg angegliedert, welcher in der Schweiz und im Ausland viele solche Sozialgemeinschaften führt, die Jugendlichen eine Art temporäres Zuhause bieten.

Auch die Mutter des Jugendlichen weilt eine Woche bei uns. Sie hat ihren Sohn seit seiner Anreise im Dezember nicht mehr gesehen. Mutter und Sohn werden voraussichtlich einige Tage zusammen verbringen, obwohl für den Jugendlichen grundsätzlich weiterhin die Regeln und auch die Zeitabläufe der Gemeinschaft gelten.

Ziemlich spontan reiste vor einigen Tagen eine zehnte Klasse der Steinerschule aus Ittigen an. Die Klasse wollte eigentlich durch Serbien nach Bulgarien reisen, durfte aber das Land nicht passieren, weil es für die Durchreise durch Serbien seit dem ersten April einen Pass braucht, was aber nicht alle Schülerinnen und Schüler auf sich hatten. (Anm. d. R.: Was ist denn das für eine Organisation?) Die Klasse befindet sich jetzt auf der Insel Iž und hilft beim Roden eines Stück Landes von „Maslinova Gora“ und der Insel „Rutnjak“.

Heute ist die Freundin des Schreiner-Zivis angekommen. Sie wird eine Woche bei uns bleiben.

Morgen wird eine weitere Klasse der Steinerschule aus Muttenz anreisen, welche auch auf der Barbinja zelten werden. Wie werden einerseits den Steinweg ausbessern, der von der Barbinja auf das Neuland führt und andererseits im Neuland Gestrüpp roden. Der Steinweg ist übrigens auch gleich eine Steinmauer.

Und wann kommst du?


Mai 20 2009

Heuen

„Chrampfe isch schön …“

Das darf und muss ich nach der diesjährigen „Heuete“ erstaunlich feststellen.

Normalerweise erhalten die Ziegen entweder geschnittene Büsche und Sträucher als Futter oder frisch gemähtes Gras. Meistens werden sie zusätzlich noch mindestens einmal pro Tag nach draussen geführt und dort in der Makija irgendwo angebunden, wo sie selbst fressen können, was ihnen passt. Wenn aber die Zeit nicht reicht, Futter zu sammeln oder die Ziegen herauszulassen, darf man ihnen auch Heu geben. Doch Heu ist ein rares Gut und darf darum den Ziegen wirklich nur in Notfällen gegeben werden.

In den letzten Tagen haben wir viel „ghöiet“. Überall in der Nachbarschaft im Dorf haben wir angefragt, ob wir allenfalls die Felder mit der Sense und Sichel mähen dürfen. Nach dem Trocknen und Drehen musste das ganze Heu noch auf die Barbinja in einen Stall gebracht werden. Wie haben wir das wohl gemacht? Ganz einfach, mit Duvet-Anzügen und dem guten, alten Mitsubishi.

Eine Ladung Heu fährt los.

Eine Ladung Heu fährt los.

Pro Ladung und Fahrt konnten wir etwa fünf gefüllte Duvet-Anzüge auf die Barbinja fahren. Die Felder und auch die Barbinja liegen aber leider nicht gleich neben den Strässchen, auf welchen unser altes Vehikel fahren kann, sondern das Heu musste jeweils immer zum Auto getragen werden und vom Feldweg zum Heu-Stall auf der Barbinja. Zuerst das Mähen mit der Sense, dann das Schleppen der vollgestopften Duvet-Anzüge, das war ein richtiger Krampf!

Jedenfalls ist der Heu-Stall bis oben hinaus vollgestopft mit Heu (puna štala = voller Stall) und sogar noch ein weiterer Stall ist schon halbvoll. „Je mehr Heu, desto besser“, meint die Leiterin, „aber genug hat es am Schluss doch nie, meiner Erfahrung nach!“ Ich bin dennoch so optimistisch und denke, dass das Heu zumindest bis zum nächsten Jahr genügen wird.


Mai 20 2009

Mira-Motor

Bis anhin hiess es, dass der Motor des Boots von Maslinova Gora, welches auf den wunderschönen Namen „Mira“ getauft wurde, nicht richtig funktionieren würde, weil beim Fahren immer ein Lämpchen aufleuchtet, das gemäss Bedienungsanleitung „Ölwechsel“ oder „Techniker aufsuchen“ bedeutet. Der Schreiner-Zivi, welcher sich gut mit verschiedensten Motoren auskennt, schaute den Motor mal an. Seiner Meinung nach war der Grund für das Leuchten des Lämpchens klar das Öl und siehe da, nach dem Nachfüllen des Öltanks lief der Motor wie geschmiert.

Selbstverständlich mussten wir dann samstags das Boot gleich ausprobieren. Nach der wöchentlichen „Putzete“ fuhren der Schreiner-Zivi, die Leiterin von „Maslinova Gora“, der Jugendliche und ich raus auf das Meer, drehten eine Runde um die winzige Insel „Rutjnak“, welche gleich vor „Veli Iž“ liegt, und fuhren weiter nördlich zu einer schmalen und tiefen Bade-Bucht. Die kleine Insel „Rutjak“ sei übrigens eine kleine Perle, meinte die Leiterin. Ich habe mir vorgenommen, irgendeinmal während meines Aufenthalts auf dieser Insel übernachten zu gehen. Vielleicht kommt ja meine Partnerin mit?

Leider hatten wir vergessen, den Anker mitzunehmen, so konnten wir nirgends wirklich anlegen. Dennoch hielten wir das Boot in der Bade-Bucht an, um ein kleines Bad zu nehmen. Die Bade-Bucht könnte direkt aus einem Reiseprospekt kommen. Das Wasser ist unglaublich klar und erstrahlt in einem wunderbaren dunklen Türkis. In dieser Bade-Bucht gibt es glücklicherweise auch Felsen, von welchen ohne Probleme ins Wasser gesprungen werden kann. Wie in Schweizer Schwimmbädern gibt es dort ein Einmeter-Brett, ehm, -Felsen, ein Zweimeter-Felsen und etwa ein Dreineinhalbmeter-Felsen. Ich liebe es, von Felsen ins Wasser zu springen. Einzig die spitzigen Steinen (Karstgebirge …) machten mir ein bisschen Mühe. Meine Füsse sehen aus, als wäre ich ein Amateur-Fakir, so zerschnitten und zerstochen sind sie. Es wird Zeit, dass ich mir Badeschuhe kaufe.


Mai 20 2009

Freitag

Morgen
Der Morgen beginnt wie üblich mit einer Lektion Sport. In der dritten und vierten Lektion hätte ich eigentlich Mathematik und Französisch mit dem Mädchen, aber ich muss heute erneut die Ziegen machen, weil die Leiterin von „Maslinova Gora“ wiederum abwesend ist. Sie ist wieder in Zadar beim Zahnarzt. Ihre Jahrzehnt-Zahnbehandlung wird wohl bald, voraussichtlich nach zwei weiteren Besuchen, endlich abgeschlossen sein. Die Ziegen erledigen wir im Eilzugtempo. Der Jugendliche und ich melken und füttern die Ziegen, während der Bekannte der Leiterin Gras schneidet. Von elf Uhr bis zwölf Uhr habe ich noch eine Stunde Informatik mit der Jugendlichen. Glücklicherweise habe ich mein eigener Computer und hat sie einen eigenen Computer (beides MacBooks …), denn der Computer von Maslinova Gora ist in Computerzeit gemessen etwa dreihundert Jahre alt (Für technisch Interessierte: Erste Ausgabe von Windows 98 auf einer 180 Mhz CPU mit 16 MB Ram und so weiter …). Der Computer wird aber immer noch für Büro-Arbeit und gelegentliches Versenden von Mails benutzt.

Mittag
Heute komme ich kaum dazu, eine Mittagspause zu machen. Gleich nach dem Essen muss ich abwaschen und gleich nach dem Abwaschen beginnt wieder die Schule.

Nachmittag
Der Jugendlichen hat eigentlich ausser Mathematik noch keine Schule, weil er einerseits noch keine Schule will und weil andererseits auch noch nicht klar ist, mit welchem Material er welche Stufe genau erarbeiten soll. Etwa in zwei Wochen wird ihm seine Mutter viel Schulzeug bringen, dann werden wir hoffentlich „richtig“ mit Schule beginnen können. Jedenfalls hat er am Freitagnachmittag drei Lektionen mit mir, die „Die drei Fragezeichen“ heissen, also „???“. Wir haben jeweils etwa drei Stunden Zeit, ein beliebiges Thema zu erarbeiten (oder jedenfalls anzuschneiden), das den Jugendlichen interessiert. Der Jugendliche hat leider ein bisschen Mühe, sich längere Zeit auf ein klar definiertes Thema zu konzentrieren, darum bleibt die Erarbeitung der Themen meistens ziemlich oberflächlich. Jedenfalls heute ging es um die Zukunft (im Allgemeinen, um die Zukunft des Jugendlichen und um Zukunftsängste). Wir haben viel und lange miteinander gesprochen und ich denke, langsam beginne ich sein Vertrauen zu gewinnen … Die Wahl der Themen für die ???-Stunden geschieht folgendermassen: Der Jugendliche hat ein Glas mit ganz vielen Losen drin, auf welchen eine kurze Beschreibung des Themas steht, so kann der Jugendliche selbst ein Los anfertigen, falls ihm etwas in den Sinn kommt, über das er mehr erfahren möchte. Die Themen müssen aber von mir abgesegnet werden, bevor sie in den Pott kommen. Ich will zum Beispiel auf keinen Fall „Filmnachmittag; Kriegsfilme schauen“. Wir hatten bereits die Themen „Die Geschichte von Kroatien“, „Tipps und Tricks eines Detektivs“ und heute „Zukunft“. Im Pott sind auch noch ein paar Joker, bei welchem ich (der Herr Lehrer) das Thema bestimmen darf.

Abend
Nach dem Nachtessen gibt es die wöchentliche Sitzung. Heute bin ich an der Reihe, letztes Mal war meine Partnerin an der Sitzung. Die vergangene Woche haben wir meiner Meinung nach viel geleistet:

  • Die Zisterne fertig verputzt auf der Barbinja
  • Den Hühnerstall für die Kücken fertig gebaut
  • Viel Schule gehabt
  • Mit dem Heuen (Anstrengend!) begonnen
  • Das Atelier des Bekannten der Leiterin eingerichtet
  • Viel gepflanzt auf der Barbinja
  • Der Holzboden des Barbinja-Hauses für das Ölen vorbereitet

In der nächsten Woche stehen hauptsächlich folgende Arbeiten im Vordergrund:

  • Ölen des Holzbodens des Barbinja-Hauses
  • Flicken des Bootmotors
  • Planen von Türen
  • Schule
  • Atelier einrichten

Die Zeit hier ist anstrengend und durch den Tag teilweise auch sehr mühsam (nörgelnde Jugendliche, brennende Sonne, harte Arbeit), doch am Abend falle ich meistens zwar müde, aber sehr zufrieden ins Bett. Auch die Zeit auf dem Balkon oder auf der Dachterasse in der Abendkühle mit den anderen zusammen ist sehr schön. Ich freue mich auf nächste Woche.